Es war einmal ein Kindergarten.
In dem spielten die Kinder, sangen mit der Erzieherin lustige Lieder und bastelten kleine Dinge für die Eltern. Oft gingen sie auch spazieren und entdeckten die Farben des Herbstes oder die wärmende Kraft des Frühlings. Es war ein schönes Leben, in dem die Kinder voller Liebe behütet und spielend die Welt für sich entdeckten, während die Eltern auf Arbeit einen Kampf um Leistung, Effektivität und Optimierung ausfochten.

Doch dem König des Landes war der der Kindergarten mit all seinem Freien Spiel, seiner Leichtigkeit und Unbeschwertheit ein Dorn im Auge. Er war ein sehr ergeiziger Mann und wollte, dass alle Bürger seines Landes die klügsten und fleißigsten Menschen der Welt werden. Seine Berater waren allesamt TheorieGelehrte und Sklaventreiber des Handels, die kein gutes Wort auf den kleinen, verspielten Kindergarten ließen.

So begab es sich, dass die Berater des Königs eine Norm schufen, nach der die Kinder des Kindergartens nun geformt werden sollten. Diese Norm nannten sie 'Qualität' und verfügten, dass alle Bereiche der kindlichen Entwicklung dieser unterzuordnen und von nun an nur nach dem Bildungsplan zu unterrichten sei.

Da waren die Mitarbeiter des Kindergartens sehr traurig.

Hatten sie etwa über viele Jahre die Kinder falsch erzogen? War deren Bauch- und FingerspitzenGefühl verkehrt und warum ward die 'Qualität' nun von Leuten bestimmt, die entweder Händler oder fahrendes Volk sind, oder nicht einmal selber Kinder haben?

Sie, die Erzieherinnen des Kindergartens, liebten ihren wohl gewählten Beruf. Sie führten ihn mit Leidenschaft sowie Hingabe aus und erfreuten sich daran, gemeinsam mit kleinen Kindern eine große Welt zu entdecken.

Doch mit der 'Qualität' und durch die Verfügung des Königs änderte sich das Leben im Kindergarten.

Die Leichtigkeit wich dem vollen TerminKalender, Vorschule sowie pädagogische ZusatzAngebote ersetzten die Unbeschwertheit und die Dokumentation mit PortFolios und EntwicklungsBögen verdrängte die Erzieherinnen immer mehr vom Spieltisch der Kinder.

Stattdessen hetzten die Pädagogen nun einem wirtschaftlichen, ihnen vorgesetztem Ideal hinterher, das frei von Ambition, Intuition und jeglichen Bauch- sowie FingerspitzenGefühl war.

Ihr Könnt Euch vorstellen, wie freudlos und unerfüllt den Kindern und Erziehern der alte Kindergarten vorkam. Es schien fast, als hätte er seine Seele, ja sogar sein Leben, verloren.

Also beschlossen Kinder und Erwachsene gemeinsam, das alte Haus wieder mit kindlicher Unbeschwertheit zu füllen. Sie trugen alle Schaufeln zusammen und gruben im Garten ein sehr tiefes Loch. Dort hinein warfen sie den Bildungsplan und mit ihm die vorgegaukelte Qualität.

Längst hatten sie nämlich erkannt, dass nicht irgendein BildungsPlan Qualität schafft, sondern dass diese von jedem ambitionierten Menschen in sozialen Berufen im Herzen getragen wird.

Die Grube ward wieder zugeschüttet und als dies vollbracht war, malten die Kinder dem König ein Bild. Auf diesem waren alle Kinder gezeichnet, wie sie im Garten mit Schaufeln spielten. Tja, und in deren Mitte war ein großes Stück Wiese frei, auf das die Kinder „FÜR DEN KÖNIG!!!“ schrieben...

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